Nur dänische Version
Sie ist der verdrängte Schrei, den niemand hören will – und genau deshalb muss sie sprechen.
Man sagt, der Teufel habe keinen Schatten.
Die Wilde Frau ist gejagtes Wild – auf eine Stufe gestellt mit Raubtieren wie Wölfen und Bären.
Diese Tiere sind enge Verwandte der Wilden Frau.
Man hat sie beschuldigt, undankbar, gierig, sehr gefährlich und unberechenbar zu sein.
Wenn es geschieht, dass die Wilde Frau gezähmt wird, entsteht die Schattenfrau im Innern.
Wir stoßen die Schattenfrau von uns – aber sie bleibt.
Wir laufen – und sie folgt.
Man sagt: Wenn der SchĂĽler bereit ist, erscheint der Meister.
Das bedeutet: Die Lehre kommt.
Denn sie ist die groĂźe Lehrmeisterin.
NEIN, nicht diese Lehre!, schreien wir.
Wir wollen eine andere.
Die Schattenfrau wird von den Begrenzungen des Geistes genährt.
Sie lauert in den entferntesten Winkeln unseres Denkens.
Man spĂĽrt sie als erstickende Unruhe,
als Herz, das von Trauer gequält wird,
als Vernachlässigung des Körpers.
Die Schattenfrau trägt den Schlüssel zu den geheimen Kammern des Geistes.
Sie will jedes Instinktive auslöschen – nichts soll bleiben.
Wenn wir den Kontakt zum Instinktiven verlieren, leben wir in einem halbzerstörten Zustand.
Und die Wilde Frau wird nun gezähmt.
Eine Frau, deren Seelenleben ausgehungert ist, wirkt äußerlich „rein und gepflegt“.
Aber sie ist eine bittende Hand, ein hungriger Mund.
In diesem Zustand nährt sie sich von allem –
weil sie versucht, den Mangel zu kompensieren.
Das WILDE ICH wird immer wieder versuchen, sie zu retten.
Es flüstert, wimmert, ruft, zieht unsere fleischlosen Kadaver durch nächtliche Träume –
bis wir bereit sind.
Bereit, Schritte zu gehen und den Schatz zurĂĽckzufordern.
Die Schattenfrau drängt die Wilde Frau ans Äußerste.
Du wirst den Schrei der Schattenfrau hören:
„Die Zeit ist noch nicht gekommen.“
„Wir warten bis morgen.“
„Es wird besser – mit jemand anderem.“
„Wir wollen unser Leben nicht verändern.“
„Wir verändern uns nur, wenn wir vorher wissen, was wir bekommen.“
Du hörst ihren Schrei.
Die Wilde Frau bewahrt das verborgene Glühen –
an einem geheimen Ort im Geist.
Wenn der Akt vorüber ist, wird die Schattenfrau sich in ihre Höhle zurückziehen.
Und die Wilde Frau wird das Glühen hervorholen – und das Feuer entzünden.
Die Tür zur Höhle der Schattenfrau wird niemals verschlossen sein.
Sie wird auf den Moment warten,
in dem sie wieder gerufen wird.
So ist es – und so wird es immer sein.
Denn wenn man wirklich lieben will,
fĂĽhrt kein Weg an ihr vorbei.
Ohne herausfordernde Aufgabe können wir uns nicht verwandeln.